Veröffentlicht am
Do 15/03/2018

Seite weiterempfehlen

Neue Wege in der Bürgerbeteiligung

Wie bei jedem Projekt mit öffentlichem Interesse geht es auch bei der Hafenentwicklung darum, die Interessen der Bürgerinnen und Bürger von Hard in die Arbeit einzubeziehen. Heute werden viele Projekte unter Beteiligung von Bürgern umgesetzt, aber nicht alle finden stets Akzeptanz. Die Gemeinde und die Prozessbegleiter haben daher schon zu Beginn aktuelle Beispiele analysiert und überlegt, welche Faktoren den Erfolg eines solchen Gestaltungsprojekts ausmachen.

Im öffentlichen Raum treffen ebenso viele Interessen aufeinander, wie Menschen dort leben, arbeiten oder ihre Freizeit verbringen. Wir leben heute in einer Zeit, in der die Menschen Mitsprache einfordern, etwa weil sie sich vielerorts nicht vollständig von ihren gewählten Mandataren in den Institutionen vertreten fühlen. Immer öfter bilden sich Interessensgruppen oder mobilisieren politische Parteien für oder gegen etwas. Häufig liegt also eine unübersichtliche Interessenslage vor.

Harderinnen und Harder werden zu „Gestaltungs-Experten“

Auf der anderen Seite ist die Gestaltungsaufgabe naturgemäß sehr vielschichtig. Gemäß dem Räumlichen Entwicklungskonzept von Hard liegen im Planungsgebiet zum Hafenquartier Areale mit intensiver wirtschaftlicher Nutzung genauso wie zu bewahrende Naturlandschaften. Für dieses Projekt konnte jedoch auf eine städtebauliche Studie zum Hafenquartier zurückgegriffen werden, die eine sehr gute technische Grundlage für die Entwicklungsarbeit bildete.

Vor diesem Hintergrund war jedenfalls klar, dass die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger von Hard neu gedacht werden muss, um der Vielschichtigkeit der Aufgabenstellung gerecht zu werden. Das zentrale Motto der Verantwortlichen lautete: Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger zu „Gestaltungs-Experten“ machen, die je nach Nähe und Expertise als informierte Öffentlichkeit eingebunden werden. Dabei erhält jede Gruppe jene fachliche Begleitung, die sie für die jeweilige Gestaltungsaufgebe befähigt. Nur weil man in Hard lebt, ist man von Natur aus kein Experte in solchen Gestaltungsfragen.

Welche Gestaltungsgruppen braucht es?

  1. Institutionen, die mit dem Hafen verbunden sind bzw. die mit fachlichem Wissen und Bezug zum Hafen ausgestattet sind, wurden zur Mitarbeit in der „Expertengruppe“ eingeladen. Ihr Auftrag ist es, den gesamten Planungsprozess zu führen und der Gemeindevertretung einen Gestaltungsplan zum Beschluss vorzulegen.
  2. Internationale Planungsbüros, die aufgrund ihrer Erfahrung und ihres Wissens bei der Gestaltung mit/am Wasser ausgesucht wurden, damit diese den Prozess mit Impulsen von außen befruchten.
  3. Die Jugend von Hard, weil es um das Hard von morgen geht, in welchem sie leben werden. Dank der Unterstützung der Schulleitungen der Harder Mittelschulen Markt und Mittelweiherburg sowie der OJA Hard konnten bereits mehr als 60 Schüler und Jugendliche für eine gemeinsame Projektarbeit gewonnen werden. Sie werden in Projektgruppen fachlich und pädagogisch betreut und unterstützt, sich in ihrer Sprache und mit ihren Anliegen Gehör zu verschaffen.
  4. Die Harderinnen und Harder – sie werden zu einem großen Beteiligungstag eingeladen, bei dem in moderierten und fachlich begleiteten Ideenwerkstätten im Rahmen eines sogenannten „Open Space“ konkrete Gestaltungsaufgaben diskutieren werden. Dabei wird nicht entschieden, wie die Zukunft aussehen wird. Vielmehr geht es darum, die zur Gestaltung vorliegenden, alternativen Vorschläge zu prüfen, Argumente für und gegen deren Umsetzung zu sammeln und Empfehlungen auszusprechen.
  5. Potenzielle Projektpartner, die an der Umsetzung von einzelnen Projekten direkt (z.B. mit Investitionen) mitwirken möchten. Sie werden auf der Grundlage der Empfehlungen der Bürger zu konkreten Projekten eingeladen werden.
  6. Die Gemeindevertretung von Hard – sie trifft in ihrer Verantwortung als gewähltes, demokratisches Gremium letztlich die Entscheidung über die räumliche Entwicklung im Hafenquartier.

Vor dem Beschluss des räumlichen Entwicklungsplans durch die Gemeindevertretung werden die Inhalte den Bürgern von der Harder Expertengruppe präsentiert und es werden die Vorschläge sowie Verwerfungen begründet. Es besteht somit ein weiteres Mal die Möglichkeit, sich einzubringen.

Bürgerbeteiligung gelingt vor allem dann, wenn die Bürger als informierte Öffentlichkeit und bei fachlicher Moderation planerisch mitwirken und dabei je nach Nähe und Projektzugang einbezogen werden. Trotz dieser umfassenden Überlegungen können selbst solche intensiven Verhandlungsverfahren die unterschiedlichen Interessen nicht immer ganz ausgleichen. Die Verantwortlichen hoffen dennoch auf verantwortungsvolle Diskussionen und Beiträge im Sinne einer prosperierenden, nachhaltigen Entwicklung des Hafenquartiers in Hard.